Ist ein Bausparvertrag für Kinder oder Enkel sinnvoll?
Das Wesentliche zusammengefasst
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Bausparverträge für Kinder und Enkelkinder werden von Verbraucherschutz-Organisationen vehement abgelehnt
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diese sind teuer, zu schlecht verzinst und intransparent
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als langfristige Geldanlage vollkommen ungeeignet
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gerade für junge Menschen gibt es kostengünstige und intelligente Alternativen
Der Bausparvertrag für Kinder und Enkel
Ein Bausparvertrag besteht grundsätzlich aus drei Phasen: Der Sparphase, der Zuteilungsphase und der Darlehensphase. Die Sparphase ist die Zeit, in welcher der Kunde in den Bausparvertrag einzahlen muss. Während der Sparphase bekommt der Kunde einen vor Abschluss festgelegten niedrigen Zins auf das eingezahlte Kapital. In der Zuteilungsphase kann der Bausparer entscheiden, ob das angestrebte Darlehen in Anspruch genommen wird oder nicht bzw. wann das Darlehen in Anspruch genommen wird.
Während der Darlehensphase wird das Darlehen ausbezahlt. Der Kunde zahlt einen vor Abschluss festgelegten Tilgungszins für das Darlehen. Wenn ein Bausparvertrag vor dem 25. Lebensjahr abgeschlossen wird, muss das Darlehen nicht unbedingt für wohnwirtschaftliche Zwecke verwendet werden. Teilweise wird bei den Jugendtarifen auch auf die Abschlussgebühr verzichtet und mit Prämien für Jugendliche geworben. Der Verzicht auf die Abschlussgebühr für junge Kunden stellt sich aber als Mogelpackung heraus.
Wohnungsbauprämie für Kinder und Enkelkinder – ein Rechenbeispiel
Ist ein Bausparvertrag für Kinder und Enkel sinnvoll? – Ein gut verkauftes Argument der Bausparkassen ist die staatliche Wohnungsbauprämie. Bausparverträge, die vor dem 25. Lebensjahr abgeschlossen werden, müssen die Wohnungsbauprämie nicht für wohnwirtschaftliche Zwecke verwenden. Sie kann also nach Kündigung des Vertrages zusammen mit dem Bausparguthaben für alles mögliche verwendet werden. Bei genauerer Betrachtung hingegen, läuft die Wohnungsbauprämie allerdings ins Leere und wird nicht gebraucht:
Die Eltern von Teenager Fritz schließen einen Bausparvertrag auf Fritz’s Namen ab. Ob das Geld für ein Haus oder ein Auto genutzt werden soll, ist noch unklar. Es werden jedes Jahr 512€ einbezahlt, um die volle Wohnungsbauförderung von 45,06€ pro Jahr zu erhalten.
Es werden also jedes Jahr 557€ in Fritz’s Bausparvertrag einbezahlt (eigenes Geld + Wohnungsbauprämie). Der Bausparvertrag hat einen Guthabenzins von 0,5% pro Jahr. Der Vertrag soll 10 Jahre laufen. Fritz kann den Eigenbeitrag von 43€ irgendwann selbst übernehmen, wenn er in Ausbildung oder im Studium ist.
Die Großeltern von Berti eröffnet hingegen ein günstiges Fonds-Depot-Konto für Berti und zahlen jedes Jahr privat genauso viel ein wie die Eltern von Fritz.
Berti bekommt aber keine Wohnungsbauförderung auf das Fonds-Depot-Konto, es fließt also jedes Jahr weniger in den Vertrag. Berti kann den Eigenbetrag von 43€ im Monat irgendwann selbst übernehmen, wenn er in Ausbildung oder im Studium ist. Das Fonds-Depot enthält eine Zusammenstellung von Investmentfonds oder ETF’s und hat durchschnittlich eine Rendite von 6% pro Jahr, nach Kosten.
Abschluss eines Bausparvertrages mit 16 Jahren im Vergleich mit einem FondsDepot
Bausparvertrag 0,5% Zins pro Jahr von Fritz | Fonds-Depot-Konto 6% Rendite pro Jahr von Berti | |
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Eigenleistung pro Monat | 43 € | 43 € |
Wohnungsbauprämie pro Jahr | 45,06 € | entfällt |
Nach 10 Jahren insgesamt eingezahlt | 5.640 € | 5.160 € |
Nach 10 Jahren Guthaben | 5.784 € | 7.022 € |
Obwohl in den Bausparvertrag mehr eingezahlt wurde (durch die staatliche Wohnungsbauprämie) über die Laufzeit von 10 Jahren, ergibt sich in diesem Beispiel ein beachtlicher Mehrgewinn beim Fonds-Depot. Der garantierte, niedrige Zins und auch die staatliche Subvention bringen unter dem Strich nichts. Bei einer Laufzeit von 10 Jahren und hoher Qualität der Investmentfonds und ETF’s sind Renditen von 6% pro und mehr normal. Wenn in diesem Rechenbeispiel die Abschlussgebühr eines Bausparvertrages noch berücksichtigt werden würde, wäre das Ergebnis des Bausparvertrages noch desaströser.
Des Weiteren ist das Geld von Berti in einem Fonds-Depot im sogenannten Sondervermögen vor einer Bankenpleite oder einem Crash des Währungssystems (Crash des Euro) geschützt. Das Guthaben im Bausparvertrag nicht.
Laut Verbraucherschutz-Organisationen ist die Wohnungsbauprämie nur eine versteckte Subvention für die Bausparindustrie. Die Wohnungsbauprämie gekoppelt mit Bausparverträgen war und ist ein Minusgeschäft für die Kunden – erst recht für Kinder.
Ein Bausparvertrag ist unflexibel – erst recht für Kinder und Enkel
Ist ein Bausparvertrag für Kinder und Enkel sinnvoll? – Wer kennt das nicht. Die Kinder werden größer und brauchen irgendwann Geld für den Führerschein, ein eigenes Auto, etc. Eine hohe Flexibilität bei der Geldanlage ist also gefragt. In einen Bausparvertrag kann man zwar jederzeit Summen einzahlen, aber keines entnehmen. Das heißt, Bausparkassen nehmen zwar immer gerne Gelder an, wenn man davon aber wieder etwas braucht, ist das nicht möglich – Flexibilität ist im Konstrukt Bausparvertrag einfach nicht vorgesehen.
Es gibt aber Alternativen, die so flexibel sind wie Tagesgelder und zeichnen sich dadurch aus, dass man jederzeit auf das Geld zugreifen kann. Großeltern und Eltern können jederzeit Gelder einzahlen, das Kind oder Enkel kann sich, nach Volljährigkeit, jederzeit Geld entnehmen. Davor bedarf es der Zustimmung der Erziehungsberechtigten.
Die Alternative zum Bausparvertrag für Kinder und Enkelkinder
Ist ein Bausparvertrag für Kinder und Enkel sinnvoll? – Die Alternative für Kinder und Enkelkinder ist denkbar einfach. Das große Problem bei Bausparverträgen im Allgemeinen ist, dass sie immer unterhalb der Inflation verzinst werden. Das heißt, auf der einen Seite bekommt man zum Beispiel 0,5% oder weniger Zins. Auf der anderen Seite herrschen 2,0% Inflation. Man macht also jedes Jahr Verlust mit einem Bausparvertrag. Um dieser Misere zu entgehen, muss man das Geld über dem Inflationsniveau ansparen, also mindestens über 2% pro Jahr. Am einfachsten geht das, in dem man ein Fonds-Depot-Konto eröffnet.
Dies ist so flexibel wie ein Tagesgeld-Konto, für das Kind oder Enkelkind kann jederzeit Geld entnommen oder mehr einbezahlt werden. Je nach Anlagezeitraum enthält das Fonds-Depot moderate bis schwankungsreiche Investmentfonds oder ETF’s. Etwaige Schwankungen am Kapitalmarkt kann man ausgleichen durch monatliche Einzahlungen, beispielsweise von den Eltern oder den Verwandten. Dies geht schon ab 25€ im Monat. Mit einem konservativen oder moderaten Fonds-Depot liegt man im Schnitt über der Inflation. Dies hat wirklich etwas mit Vermögensaufbau für die Kleinen zu tun. Mehr zu den Alternativen zum Bausparvertrag für Kinder und Enkel.
Die Alternative im Praxistest
Dass Renditen überhalb der Inflation über lange Zeiträume normal sind, soll folgendes Beispiel zeigen: Der älteste Investmentfonds Deutschlands heißt AGI Fondak. Er ist weder der Beste noch der Schlechteste (keine Kaufempfehlung) Investmentfonds Deutschlands.

In diesen Fonds konnten deutsche Anleger ab dem Jahr 1950 investieren. Wer 1950 im ältesten Investmentfonds Deutschlands einmalig 1.300€ angelegt hätte, wäre heute Euro-Millionär. Das war damals freilich eine Menge Geld. Nichtsdestotrotz lag die Nettorendite des Fonds bei rund 10,6% pro Jahr. Man hätte es aber schaffen können, hätte man seit 1950 zum Beispiel alle Geldgeschenke von Verwandten zum Geburtstag oder zu Weihnachten in diesen Fonds eingezahlt.
Praxistipp für Eltern und Großeltern
Wenn man Geld für seine Kinder oder Enkelkinder anlegen will, ist immer die Anlagedauer entscheidend. Bausparverträge werden oft für mindestens 7 Jahre oder länger abgeschlossen. Wenn man etwaige Abschlusskosten und Inflation mit einberechnet, sind in der Regel nach 15 Jahren nicht einmal die eingezahlten Beiträge erwirtschaftet, bzw. der Bausparvertrag macht jedes Jahr Verlust.
Langfristig ist ein Fonds-Depot für Kinder das Sinnvollste, weil man hier, wegen des langen Anlagehorizonts, wenig Geld einsetzen muss, um ein Vermögen zu erwirtschaften. Im Vermögens-Rechner kann man ausrechnen, wie viel man einmalig bzw., monatlich einzahlen kann und was nach einem bestimmten Zeitraum daraus erwirtschaftet worden ist.
Einzelnachweise
Finanztip
Fetscher, S. Hilfe – wir sparen uns arm! FBV 2019
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