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Comic Charaktere Fred und Susi retten sich in einem kleinen Boot von ihrem sinkenden Schiff, auf diesem steht Lebensversicherung.
Comic Charaktere Fred und Susi retten sich in einem kleinen Boot von ihrem sinkenden Schiff, auf diesem steht Lebensversicherung.

Soll ich meine Lebensversicherung beitragsfrei stellen?

Christian
21.02.2020
ca. 8 Min. Lesezeit

Das Wesentliche zusammengefasst

Kann ich meine Lebensversicherung überhaupt beitragsfrei stellen?

Professor Money und Fred stehen an einem offenen Grab. Fred schaufelt Geld in das Grab und auf dem Grabstein steht 'R.I.P. LV'
Lebensversicherungen beitragsfrei stellen oder kündigen lohnt sich in vielen Fällen

Jede Lebensversicherung kann man zu jeder Zeit beitragsfrei stellen. Das heißt, man zahlt ab dem Zeitpunkt nichts mehr in den Vertrag ein. Es gibt einige Versicherer, bei denen ein Mindestguthaben im Vertrag vorhanden sein muss, damit überhaupt beitragsfrei gestellt werden kann. Dies steht in den Versicherungsbedingungen. Des Weiteren bedeutet eine Beitragsfreistellung auch, dass der Versicherungskunde bei eventuell enthaltener Berufsunfähigkeitsversicherung nicht mehr in voller Höhe versichert ist. Alternativ kann der Beitrag auch auf den Mindestbeitrag gesenkt werden. Dieser ist je nach Gesellschaft unterschiedlich. In vielen Fällen liegt er bei 25 € monatlich.

Musterschreiben für die Beitragsfreistellung

Adresse:

Datum:

Betreff: Beitragsfreistellung meines Versicherungsvertrages mit der Nr. …

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit sofortiger Wirkung stelle ich meinen Vertrag mit der Nr. … beitragsfrei. Gleichzeitig entziehe ich Ihnen, ab sofort, die Einzugsermächtigung.

Bitte um Bestätigung meines Anliegens.

Mit freundlichen Grüßen

Maximilian Muster

Wie viel Zinsen bringt meine Lebensversicherung?

Zunächst muss anhand der persönlichen Zahlen aus dem Vertrag berechnet werden, wie hoch die bisherige Verzinsung des Vertrages ist. Das gilt sowohl für den Zeitraum vom Beginn bis zum Datum der aktuellen Prüfung als auch vom Beginn bis zum Ablauf. Sollte eine Dynamik mit eingebaut sein oder zwischenzeitlich Beiträge reduziert, erhöht oder beitragsfrei gestellt worden sein, dann wird die Rechnung etwas komplizierter und aufwendiger. Die Versicherung verzinst nur den Sparanteil des Kunden mit dem gesetzlichen Garantiezins. Allerdings ist der Sparanteil nicht der Beitrag des Kunden, sondern der Beitrag abzüglich der Abschluss-, Verwaltungs- und Risikokosten. Diese betragen gesamt nicht selten bis zu 30 % der kompletten Prämie des Kunden.

Auf einem Holztisch steht eine Torte, von der bereits ein Viertel an Kuchenstücken weggeschnitten wurde. Dieses Viertel steht ebenfalls auf dem Tisch neben dem Rest, ist allerdings schon verdorben. Fliegen schwirren drum herum. Daneben steht ein Schild 'Risikokosten, Abschluss – und Verwaltungskosten'. Der restliche Kuchen sieht sehr appetitlich aus und daneben steht ein Schild 'dein Sparanteil'.
Nur der Sparanteil wird garantiert verzinst. Der Rest geht als Kosten an die Versicherung. Dies kann bis zu 30 % betragen.

Hinzu kommen die Zins-, Risiko- und Kostenüberschüsse, die sich seit knapp 20 Jahren fast jedes Jahr verringern. Die Beteiligung an den stillen Bewertungsreserven wurden teilweise sogar ganz gestrichen. Am Ende der Laufzeit gibt es noch einen Schlussüberschuss, daraus ergibt sich dann die prognostizierte Ablaufleistung inklusive aller Überschüsse. Für den Kunden ist also am Ende entscheidend, was er insgesamt in den Vertrag einzahlt, welche Höhe der Versicherungsschutz beträgt und was er am Ende garantiert herausbekommt und wie hoch die Auszahlung mit Überschüssen ist. Die Realität zeigt, dass die garantierten Auszahlungen oftmals nur noch knapp über der Einzahlung sind.

Soll ich meine Lebensversicherung beitragsfrei stellen oder kündigen?

Ein Bausparvertrag der gerade unterschrieben wird, liegt auf einem Tisch mit anderen Büroartikeln.
Der Verlust mit einer Lebensversicherung entsteht schon bei der Unterschrift und nicht erst bei Kündigung des Vertrages.

Soll ich meine Lebensversicherung beitragsfrei stellen? Immer mehr Versicherungskunden stellen ihre abgeschlossenen Lebensversicherungen infrage. Aus gutem Grund, denn wagt man einen Blick in die Rückkaufswert-Tabelle, stellen die Kunden fest, dass ihr Guthaben in den allermeisten Fällen unter den bisherigen Einzahlungen liegt. Der Rückkaufswert ist das Guthaben, dass man bei Kündigung ausbezahlt bekommt. Viele Kunden haben derartige Verträge in der Vergangenheit unterschrieben, ohne je selbst nachgerechnet zu haben. Mit fatalen Folgen. Die Aussage der Versicherungsvertreter, „Wenn du kündigst, machst du Verlust!“, hat einige Kunden in der Vergangenheit abgeschreckt, den Vertrag wirklich prüfen zu lassen.

Diese Aussage der Versicherungsbranche stimmt so nicht. Denn der Verlust erfolgt nicht durch Kündigung, sondern erfolgte bereits beim Abschluss der Versicherung. Denn schon vom ersten eingezahlten Euro zieht die Versicherung Abschlussprovisionen, Verwaltungsgebühren und Risikokosten ab. Ob sich eine Kündigung lohnen kann, hängt nicht davon ab, wie lange ein Vertrag schon läuft, sondern von seiner Restlaufzeit.

Außerdem ist entscheidend, ob bereits anderweitig sinnvoller angelegt werden kann. Zunächst muss die Rentabilität des Vertrages genauer betrachtet werden. WICHTIG: Sollte der Versicherungskunde bereits gesundheitlich angeschlagen und auf den in der Versicherung enthaltenen Versicherungsschutz angewiesen sein, dann ist von einer Kündigung abzuraten. Denn der Kunde wird Schwierigkeiten haben, bei anderen Versicherungen überhaupt einen erneuten Versicherungsschutz zu bekommen. Im Folgenden wird also die reine kaufmännische Betrachtung im Vordergrund stehen.

Die individuelle Rentabilität der eigenen Lebensversicherungen kann man hier berechnen.

Beispiel 1: Freds Kündigung der Lebensversicherung lohnt sich nicht

Comic Charakter Fred sitzt am Schreibtisch und blickt verzweifelt auf seine Verträge, die vor ihm liegen.
Die Kündigung von Freds Lebensversicherung lohnt sich nicht.

Fred zahlt 150 € monatlich in eine Kapitallebensversicherung mit einem integriertem Todesfallschutz von 50.000 € über eine gesamte Laufzeit von 37 Jahren.

Er befindet sich im 33. Jahr und hat noch 4 Jahre Restlaufzeit. Er stellt sich die Frage, ob sich der Ausstieg lohnt. Er ist gesund und könnte auf die Todesfallsumme von 50.000 € verzichten und braucht das Geld in 4 Jahren für die Rückzahlung eines Darlehens. Da die Restlaufzeit von 4 Jahren sehr kurz ist für eine alternative, bessere Anlage und bei einer Kündigung der Schlussüberschuss wegfallen würde, ist eine Kündigung voraussichtlich nicht ratsam, selbst wenn der Schlussüberschuss nicht mehr so hoch ausfällt.

Beispiel 2: Susis Kündigung der Lebensversicherung kann sich lohnen

Susi zahlt 150 € monatlich in eine Kapitallebensversicherung über eine gesamte Laufzeit von 37 Jahren. Sie ist auf ihre Todesfallabsicherung in der Kapitallebensversicherung angewiesen, da sie zwei kleine Kinder hat.

Comic Charakter Susi steht in einem Behandlungszimmer einer Arztpraxis. Ein Arzt steht neben ihr, in seiner Sprechblase sieht man ein Symbol für Gesundheit.
Vorraussetzung für die Annahme einer Risikolebensversicherung ist ein guter Gesundheitszustand.

Sie ist gesund und hätte keine Probleme, anderweitig günstiger versichert zu werden. Susi befindet sich im 13. Jahr der Einzahlung und hat bisher insgesamt 23.400 € einbezahlt bei einem aktuellen Rückkaufswert von 20.000 €. Die prognostizierte Ablaufleistung inklusive Überschüsse, also die Auszahlung der Versicherung laut aktueller Versicherungsmitteilung, beträgt 90.000 €. Die Nettoverzinsung auf den eingezahlten Beitrag in diesen 37 Jahren würde 1,6 % pro Jahr betragen, wenn alles so weiterläuft wie bisher. Wenn man eine jährliche Inflation von 2 % abzieht, dann macht sie jedes Jahr Verlust und das auf einen Anlagehorizont von knapp 40 Jahren. Bei Kündigung würde Susi einen kurzfristigen Verlust von 3.400 € realisieren. Das ist allerdings nur die eine Seite, denn auf einen Anlagehorizont von 24 Jahren, also der Restlaufzeit des Versicherungsvertrages, könnte sie ihr Geld z.B. in einem breit gestreuten Depot, bestehend aus Fonds oder ETFs, viel rentabler anlegen.

Die 150 €, welche sie aktuell noch in die Kapitallebensversicherung einbezahlt, könnte sie in Zukunft anders verwenden. 10 € davon könnte sie in eine günstige Risikolebensversicherung stecken, um ihre Familie abzusichern, falls sie stirbt. Damit wäre der Versicherungsschutz wieder hergestellt.

Voraussetzung für die Annahme bei einer neuen Risikolebensversicherung ist ein guter Gesundheitszustand. Deshalb sollte sie nicht eigenständig und ohne Überlegung vorzeitig die Kapitallebensversicherung kündigen. Bei Versicherungen kann man vorab den Gesundheitszustand prüfen lassen. Falls die Versicherung sagt, dass Susi gesund ist und sie ihre Familie für 10 € monatlich mit einer Risikolebensversicherung absichern kann, sollte sie diese Versicherung annehmen. Nach Erhalt des Versicherungsscheins von der Risikolebensversicherung, kann sie sich der Kündigung der Kapitallebensversicherung widmen.

Die verbleibenden 140 € kann sie in ein günstiges und rentableres Depot sparen. Bei einer angenommenen Wertentwicklung von 5 % pro Jahr nach Kosten über die Restlaufzeit von 24 Jahren entstünde ein Fondsguthaben von 140.872 € nach Steuern. Daraus ergibt sich ein Differenzgewinn von 50.872 € netto.

Lohnt sich der Verkauf meiner Lebensversicherung?

Wer etwas mehr Zeit investieren möchte, der kann versuchen seine Versicherung an einen Käufer von Lebensversicherungen zu veräußern.

Comic Charakter Fred steht vor seinem Haus in einem Verkaufsstand, auf dem steht 'Lebensversicherung zu verkaufen'.
Der Verkauf von Lebensversicherungen kann sich lohnen.

Diese nehmen in der Regel nur Kapitallebens- und private Rentenversicherungen. Geförderte Verträge und fondsgebundene Verträge sind also meistens nicht veräußerbar. Das Mindestguthaben für ein Verkaufsangebot liegt häufig bei 5.000 oder 10.000 € und sollte noch einige Jahre laufen. Gute Anbieter zahlen oftmals 2 – 4 % mehr als den Rückkaufswert. Dabei müssen die vollständigen Unterlagen inklusive Original-Versicherungsschein und Ausweiskopie eingereicht werden und nach Erhalt der Unterlagen bekommt man – je nach Anbieter – ein Kaufpreisangebot. Danach hängt die Dauer der Auszahlung auch von der Mitarbeit der Versicherung ab. Der ganze Prozess kann schon bis zu 2 – 3 Monate dauern. Manche Anbieter sind auch schneller. Wer also den bürokratischen Aufwand nicht scheut, könnte am Ende belohnt werden und einen etwas höheren Rückkaufswert bekommen.

Praxistipp für Kunden einer Lebensversicherung

Eine Lebensversicherung beitragsfrei zu stellen macht im Normalfall wenig Sinn, da die teuren Versicherungskosten an dem verbleibenden Guthaben bis zum Ende der Laufzeit nagen. Sinnvoller ist es oftmals, die Lebensversicherung entweder zu verkaufen oder zu kündigen, sofern die gesundheitlichen und kaufmännischen Rahmenbedingungen passen. Es ist davon abzuraten selbstständig und voreilig zu kündigen.

Auf einem Schreibtisch steht ein Abakus. Das ist ein Rechenbrett, mit Perlen, die einem beim Zählen helfen sollen.
Die Kündigung einer Lebensversicherung ist oftmals die beste Alternative

Mit unserem Lebensversicherungs-Vergleichs-Rechner kann man herausfinden, wie hoch die Nettoverzinsung einer Lebensversicherung wirklich ist. Wer seine Lebensversicherung verkaufen will, sollte sich an seriöse Anbieter wenden. Diese verlangen entweder keine Gebühr für die Überprüfung oder nur sehr wenig für die Berechnung.

Die Beiträge, welche vorher in den Versicherungsvertrag geflossen sind, sollte man in ein günstiges Fonds-Depot sparen, um einen wirklichen Vermögensaufbau zu betreiben, welcher langfristig über der Inflation liegt. Hier ist das Geld im Sondervermögen vor einer Bankenpleite geschützt.