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Ein großes Sparschwein steht zwischen Fred links und einem Mann im Anzug rechts. Im Sparschwein, welches aus Glas besteht, sieht man ein kleines Haus auf einer Wiese. Fred hat einen Bausparvertrag in der Hand und überlegt. Der Mann im Anzug hat einen Helm auf dem Kopf und einen Hammer in der Hand und schwitzt. Alle stehen auf einen Holzboden mit einer weißen Wand. Vor der Wand stehen links und rechts Pflanzen. Links hängt noch ein Familienbild an der Wand.
Ein großes Sparschwein steht zwischen Fred links und einem Mann im Anzug rechts. Im Sparschwein, welches aus Glas besteht, sieht man ein kleines Haus auf einer Wiese. Fred hat einen Bausparvertrag in der Hand und überlegt. Der Mann im Anzug hat einen Helm auf dem Kopf und einen Hammer in der Hand und schwitzt. Alle stehen auf einen Holzboden mit einer weißen Wand. Vor der Wand stehen links und rechts Pflanzen. Links hängt noch ein Familienbild an der Wand.

Soll ich mir meinen Bausparvertrag auszahlen lassen?

Christian
21.02.2020
ca. 9 Min. Lesezeit

Das Wesentliche zusammengefasst

Bausparen ist Geldvernichtung
Bausparverträge haben – nach Inflation – eine negative Rendite.

Ist Bausparen sinnvoll? – Ein Rechenbeispiel

Fred befindet sich vor einer Baugrube mit einem Bausparvertrag in der Hand. Er steht direkt auf einer Fläche voll Erde, drum herum ist hellgrünes Gras. Sein Blick ist nachdenklich Richtung der Baugrube gerichtet. Neben der Grube ist eine Schaufel in einem Erdhaufen. Im Hintergrund sind mehrere Häuser entlang einer Straße zu sehen und vereinzelt Bäume. Über den Häusern sieht man einen hellblauen Himmel mit hellen Wolken und einen leichten Schein der Sonne.
Der Zins kommt in diesem Geldsystem nicht mehr wieder.

Soll ich mir meinen Bausparvertrag auszahlen lassen? – Neben der privaten Lebens- und Rentenversicherung ist der Bausparvertrag in Deutschland und Österreich eine der beliebtesten Sparprodukte. In gutem Glauben wird er schnell abgeschlossen, ohne ihn wirklich zu hinterfragen. Dies wäre aber bitter nötig, denn nach Abzug der Inflation und der Kosten bleibt wenig übrig. Wenn nüchtern nachgerechnet wird, ist ein Bausparvertrag die teuerste Art, ein Eigenheim zu finanzieren. Verbraucherschutz-Organisationen bemängeln dies seit Jahren. Sie warnen vor überteuerten Verträgen mit viel zu hohen Abschlusskosten. Hier ein Rechenbeispiel eines Originalangebotes einer deutschen Bausparkasse aus dem Jahr 2017:

Lohnt sich Bausparen wirklich?

Angebot BausparkasseFonds oder ETF Alternative
Ansparphase15 Jahre15 Jahre
Bausparsumme/benötigte Geldsumme100.000 €100.000 €
Guthabenzins pro Jahr0,1 %6 %
Einmalige Abschlussgebühren 1 %1000 €keine
Jährliche Gebühren12 €1 % (abhängig vom Depotvolumen)
Effektive Darlehenszinsen pro Jahr2,65 %noch nicht bekannt
Monatliche Ansparrate232 €232 €
Einzahlung in 15 Jahren41.760 €41.760 €
Guthaben nach 15 Jahren40.179 €58.772 €
Gewinn/Verlust in Ansparphase- 1.581 €+ 18.593 €
Bauspardarlehen/ Bankdarlehen (11,43 % Zins)59.821 €41.228 €
Monatliche Rückzahlungsrate: Zins und Tilgung600 €600 €
Rückzahlungszeit9 Jahre, 4 Monate9 Jahre, 4 Monate
Restschuld0 €0 €

Originalangebot einer deutschen Bausparkasse im Vergleich mit einem konservativen Fonds- oder ETF-Alternative

Zur Erklärung: Es wird angenommen, dass ein Kunde eine Bausparsumme von 100.000 € mit monatlich 232 € mit einer Verzinsung von 0,1 % pro Jahr anspart. Es wird vernachlässigt, dass man heutzutage mit einer Summe von 100.000 € kein Haus mehr kaufen kann. Nach 15 Jahren hätte man nach Abzug der Abschlussgebühren von 1.000 € und 12 € jährlichen Kontogebühren ein Guthaben von 40.179 €, also weniger als seine Einzahlung von 41.760 €.

Fred und Susi stehen mit viel Geld in den Händen gegenüber eines Bankmitarbeiters. Beide sehen unglücklich aus. Der Mitarbeiter hat einen Bausparvertrag in der rechten Hand und eine einzelne Münze in der linken Hand. Susi denkt daran, dass Sie ihr Geld verlieren kann. Im Hintergrund ist ein großes Bankgebäude zu sehen und Straßenlaternen. Links davon sind Bäume und Parkbänke. Noch weiter im Hintergrund ist die Silhouette einer Stadt. Der Himmel ist leicht bewölkt.
Bausparen ist die teuerste Art eine Immobilie zu finanzieren.

Hier entsteht also schon ein Verlust von 1.581 € in der Ansparphase. Ist ein Guthaben in Höhe von ca. 40 % der Bausparsumme erreicht und der Vertrag damit zuteilungsreif, kann man ein Darlehen in Höhe von 59.821 € mit einem effektiven Zinssatz von 2,65 % pro Jahr in Anspruch nehmen. Wenn der Bausparer nach 15 Jahren das Darlehen bekommt, zahlt er es mit einer Rate von 600 € monatlich ab und ist nach 9 Jahren und 4 Monaten schuldenfrei. Die Alternative nutzt die gleichen Rahmenbedingungen wie beim Bausparvertrag und investiert in einen oder mehrere Fonds oder ETF’s mit einer Nettorendite von 5 % pro Jahr. Diese Renditeerwartung ergibt sich aus 6 % pro Jahr abzüglich 1 % pauschal angenommener Verwaltungsgebühr. Nach 15 Jahren besitzt man nach Steuerabzug ein Guthaben von 58.772 € oder kann einen Gewinn von 18.593 € verbuchen.

Je mehr eigenes Geld man zur Verfügung hat, desto weniger Geld muss man sich von anderen leihen. In diesem Fall läge der Darlehensbetrag nur noch bei 41.228 €. Das ist deutlich weniger als die Kreditsumme von 59.821 € bei der Bausparkasse. Allerdings hat man keine Zinsgarantie, da man nicht weiß, wie hoch die Darlehenszinsen in 15 Jahren sind. Man muss also ein Bankdarlehen für die 41.228 € aufnehmen. Die Rate von 600 € monatlich behält man bei, um direkt vergleichen zu können. Darüber hinaus wollen wir im selben Zeitraum schuldenfrei sein. Bausparen heißt immer, sparen unterhalb der Inflation.

Um tatsächlich schlechter gestellt zu sein als beim Bausparvertrag, müsste der Zinssatz des Bankdarlehens auf über 11,4 % pro Jahr steigen. Erst dann würde sich das Bausparen lohnen. Aktuell belaufen sich die Zinsen für ein 10-jähriges Darlehen bei der Bank auf rund 1 % pro Jahr. Ein so hoher Zinsanstieg ist vollkommen ausgeschlossen!

Alternativen zum Bausparvertrag

Soll ich mir meinen Bausparvertrag auszahlen lassen? – Es ist absurd, wenn 15 Jahre in einen Vertrag eingezahlt wird und am Ende nicht einmal die eingezahlten Beiträge erwirtschaftet werden. Die hohen Abschlussgebühren, die magere Rendite und die Inflation machen den Bausparvertrag zu einem sehr teuren und unrentablen Geschäft für den Kunden, trotz staatlicher Förderung.

Fred und Susi stehen in einem Bankgebäude. Fred hält in seiner Hand eine Spardose in Form eines kleinen Hauses. In den Schlitz der Spardose fällt Geld, welches durch einen Durchbruch im Boden der Spardose wieder auf den Boden hinausfällt. Susi ist kniend Richtung hinausfallenden Geld gerichtet. Beide Figuren sind entsetzt. Links von beiden steht ein Bankmitarbeiter mit betrübten, fragenden Blick und einen Bausparvertrag in der Hand. Er zuckt mit der Schulter. Im Hintergrund steht rechts und links ein Stehpult. Am rechten Pult ist eine Mitarbeiterin, die sich erschrocken die Hand vor den Mund hält. Ein Schild mit der Aufschrift Bank hängt von der Decke. Eine Glasfront zieht sich durch den Raum, hinter welcher eine Silhouette einer Stadt zu erkennen ist.
Fonds- und ETF-Sparpläne sind eine Alternative zum Bausparvertrag.

In dieser zinslosen Zeit gibt es nur wenige Alternativen zum Bausparvertrag. Doch diese sind denkbar einfach. Die attraktivste und kostengünstigste ist ein Fonds- oder ETF-Portfolio. Bausparverträge werden immer langfristig abgeschlossen, also mindestens 5 Jahre, oft laufen diese auch 15 Jahre und mehr. Genauso verhält es sich bei aktiven Investmentfonds und passiven ETFs. Je länger man das Geld anlegen will, desto besser. Mit einem ausgewogenen Portfolio, der nötigen Anlagedauer und monatlichen Zahlungen kann man Schwankungen am Kapitalmarkt minimieren. Das Geld ist tagtäglich verfügbar, und man hat höchstmögliche Flexibilität. Wie das obige Rechenbeispiel zeigt, ist ein Fonds- oder ETF-Portfolio eine günstige, renditestarke und leicht verständliche Alternative zum Bausparvertrag. Ein Depot-Konto ist auch bei einem Crash des Euro im Sondervermögen geschützt. Sollte dieses doch eher unwahrscheinliche Szenario eintreten, wäre das Geld in einem Bausparvertrag weg. Der Bausparvertrag hat also nicht nur in diesen zinslosen Zeiten keine Daseinsberechtigung mehr.

Wie kann ich mir meinen Bausparvertrag auszahlen lassen?

Ein Mann mit Geld in der Hand, welches er teils verliert, rennt vor einem Videospiel-ähnlichen Monster davon, dass wie eine große Kugel aussieht, einen Mund aufgerissen hat und ein großes Auge besitzt. Auf dem Auge steht Inflation. Ein weiteres Monster schwebt in die andere Richtung. Im Hintergrund ist eine Häusersilhouette. Auf dem Gehweg ist ein Gullydeckel zu sehen. Unter dem Gehweg ist eine Kanalisation, worin sich 3 Figuren aufhalten, davon Fred und Susi. Fred hält beschützend vor sich einen Sack voll Geld. Susi steht rechts von ihm und wirft eine Münze in eine Spardose vor sich, die einem kleinen Haus ähnelt. Rechts von ihnen steht ein Mann, der in gebückter Haltung schnauft. Neben ihm steht eine andere Spardose in Form eines Hauses mit Geld darin.
Einen Bausparvertrag kann man nur einmalig auszahlen lassen.

Einen Bausparvertrag kann man jederzeit kostenlos innerhalb von zwei bis sechs Monaten auszahlen lassen. Wenn man dies vor den ersten 7 Jahren macht, verfällt die Wohnungsbauprämie, sowie der Anspruch auf das Darlehen. Die Auszahlungs- oder Kündigungsfristen sind von Bausparkasse zu Bausparkasse unterschiedlich. Diese findet man in der Regel in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der jeweiligen Bausparkasse. Einen Bausparvertrag kann man nur komplett auszahlen lassen. Teilbeträge können nicht ausbezahlt werden. Die Abschlussgebühren werden bei einer Auszahlung nicht erstattet. Man erhält bei Auszahlung das angesparte Geld sowie die bis dahin gewährten Zinsen. Prinzipiell hängt es davon ab, in welcher Phase des Vertrages man diesen kündigt.

Auszahlung in der Ansparphase

Bevor man den Vertrag auszahlen lassen kann, muss man diesen erst kündigen. Nach der Kündigungsfrist kann man dann über das Guthaben verfügen. Manchmal kann man auch früher über das Geld verfügen, muss aber oftmals mit einer Vorfälligkeitsentschädigung rechnen, also einer Kündigungsgebühr.

Gebühr und Kosten für eine Auszahlung

Wenn man innerhalb der Kündigungsfrist den Bausparvertrag kündigen will, kann es zu Kündigungsgebühren kommen. Diese Vorfälligkeitsentschädigung wird auch Auszahlungsabschlag genannt. Die Entschädigung beträgt in der Regel zwischen 0,5 % und 1 % des Guthabens für jeden Monat, den man das Geld früher braucht, als bei fristgerechter Kündigung. Bei einem Guthaben von 30.000 € sind das 300 € pro Monat.

Auszahlung in der Zuteilungsphase

Ist der Bausparvertrag zuteilungsreif, entstehen für die Kündigung und somit Auszahlung der angesparten Summe keine Kosten. Das Guthaben wird mit Zinsen überwiesen. Man kann entscheiden, ob man das angebotene Bauspardarlehen nutzen möchte oder nicht.

Bausparvertrag kündigen – Musterschreiben

Wer seinen Bausparvertrag kündigen will, findet hier eine Vorlage.

Bausparkasse XY

Straße
PLZ, Ort
Datum

Betreff: Kündigung meines Bausparvertrages mit der Nummer …

Hiermit kündige ich mit sofortiger Wirkung meinen Bausparvertrag mit der Nummer … Ich bitte Sie, das Guthaben auf folgendes Konto zu überweisen. Gleichzeitig entziehe ich ihnen die Einzugsermächtigung.

Inhaber: Maximilian Mustermann
IBAN: DE 01 0000 0000 0000 …
BIC: XYZ

Ich bitte um eine schriftliche Kündigungsbestätigung.

Mit freundlichen Grüßen

Maximilian Mustermann

Bausparkassen kündigen von sich aus alte Verträge

Fred steht vor einem Lagerfeuer. Drum herumsitzen seine Kinder Berti und Fritz. Fred wirft einen durchgestrichenen Bausparvertrag in das Feuer. Rechts von ihnen steht Professor Money vor einem Haus. Er hat in der Linken Hand einen Vertrag mit der Aufschrift „Fonds- oder ETF-Portfolio“. Mit der rechten Hand zeigt er einen Daumen nach oben. Eine grüne Hecke begrenzt das Grundstück. Im Hintergrund ist eine Hügellandschaft mit Bäumen und ein leicht bewölkter Himmel.
Bausparkassen dürfen alte, hoch verzinste Verträge kündigen.

Bausparkassen dürfen auch Bausparverträge kündigen, sofern der Kunde die Bausparsumme komplett angespart hat und trotzdem weiterhin einzahlt. Laut Bundesgerichtshof (BGH) vom Februar 2017 dürfen Bausparkassen Verträge kündigen, die schon mehr als ein Jahrzehnt zuteilungsreif sind, auch wenn diese noch nicht voll bespart sind. Zum Ärger der Kunden sind diese Bausparverträge jene Verträge, mit den höchsten Guthabenzinsen. Viele kennen leider die kostengünstigen und inflationsgeschützten Alternativen nicht (siehe oben). Finanzielle Aufklärung wird wichtiger denn je, erst recht, da die gesetzliche Rente – nach Inflation – immer weniger wird.

Einzelnachweise

Welt

Dr. Klein

Finanztip